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Im Normalfall vermeiden wir, zum Schutz der Betroffenen, sämtliche Kommentare zu unseren Einsätzen. Auch in diesem Fall steht für uns der Respekt gegenüber dem Verunfallten, seinen Angehörigen und Freunden an erster Stelle.

Wir als Retterinnen stellen keine Schuldfrage und urteilen nicht. Wir handeln und helfen, denn als Alpinisten wissen wir genau, wie schnell eine Entscheidung zu kritischen Situationen führen kann, oder von welcher unberechenbaren Seite sich der Berg und die Natur manchmal zeigt.

Dieser Einsatz stellte für uns nicht nur, auf Grund des für uns ungewöhnlich hohen öffentlichen Interesses und der medialen Präsenz eine Ausnahme dar.

In den meisten Fällen finden unsere Einsätze hinter den Kulissen statt. Im Anschluss wird der Einsatz des Öfteren in einem kurzen Bericht in der Zeitung veröffentlicht. Bei diesem Einsatz wurde mehrere Tage lange berichtet und auch die sozialen Medien spielten eine große Rolle.

Private Suchtrupps, mit wirklich erstaunlich großer Anzahl an Personen, waren ein weiteres ungewöhnliches Szenario für uns. Auf der einen Seite war es bewundernswert zu sehen, wie engagiert und hartnäckig nicht nur von uns gesucht wurde. Auf der anderen Seite stellten die Suchtrupps ein nicht unerhebliches Risiko für uns dar. Das Auslösen eines Steinschlages, aber auch das Risiko für die Suchenden selbst zu verunfallen, war bei den vorherrschenden Verhältnissen sehr groß. Mit Fortdauer des Einsatzes wurde das für uns zu einer immer größeren Herausforderung.

Es gilt dabei zu wissen, dass wir sehr erfahren in der Abwicklung von Sucheinsätzen sind und unsere Vorgehensweise über die Jahre immer weiter perfektioniert haben. Bei vielen unserer Einsätze, müssen die Personen zuerst gefunden werden, um sie versorgen zu können. Es kann schließlich keine Wohnadresse bei der Alarmierung angegeben werden. Wir arbeiten eng mit anderen Organisationen zusammen und verwenden dabei die modernsten technischen Mittel.

GPS-Koordinaten zur Auffindung von Personen oder zum Tracking der Suchmannschaften… kategorische Abarbeitung der Suchgebiete… Polizei-Hubschrauber mit Wärmebildkamera oder Recco Suche… Drohnen ... Wir versuchen alles, um so schnell wie möglich helfen zu können.

Und dann kommt die Natur und das Wetter ins Spiel. Was, wenn der Hubschrauber nicht fliegen kann?

Widrigkeiten, wie schlechtes Wetter, Kälte, Dunkelheit, hohe Flusswasserstände, Steinschlag, Lawinengefahr, Material- und Mannschaftsversorgung, schlechte Funkverbindung, um nur einige Beispiele zu nennen, werden schnell zu einer echten Herausforderung für uns.

... es muss meist schnell gehen, denn auch die Betroffenen sind diesen Widrigkeiten ausgesetzt und oft ohne uns hilflos!

Auf einem der Fotos wird ein Baumstamm überquert, um eine weitere Stelle besser einsehen zu können... In Summe dauerte es mehr als 1 Std. bis das Teilstück (ca. 30m) von einem fünfköpfigen Canyoning-Team, mit vertretbarem Restrisiko, überwunden werden konnte.

Wir, als Einsatzkräfte, sind uns dieser Risiken bewusst und trainieren solche Szenarien intensiv. Auch wir haben Familien, die nervös zu Hause auf uns warten und hoffen, dass alles gut geht. Es ist daher wichtig, dass die Teams im Gelände das Risiko richtig einschätzen und im Zweifelsfall die richtige Entscheidung treffen.

Der Einsatz in der Üblen Schlucht hat von allen beteiligten Rettungskräften einen hohen Einsatz gefordert. Alles in unserer Freizeit. Umso bemerkenswerter ist es daher, wie groß das Engagement war, mit welchem uns Einsatzkräfte aus dem ganzen Land unterstützten.

Die Ortsstelle Dornbirn sagte einen Trainingsabend ab und kam stattdessen freiwillig zur Suche. Zudem stellte sie zusätzliche Canyoning-RetterInnen zur Unterstützung. Eine Gruppe Bergführer (teils Bergretter aus anderen Ortsstellen), welche sich auf einer Fortbildung befand, strich den Termin kurzerhand und bot sich für den Einsatz an. Des Weiteren war die Ortsstelle Feldkirch/ Frastanz im Einsatz. Auch die Wasserrettung Vorarlberg stellte an allen Tagen zusätzliche RetterInnen, die vorrangig die Canyoning-Teams der Bergrettung unterstützten. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei und den Hubschrauber-Crews der Libelle waren beispielhaft. Zu guter Letzt dürfen die Suchhunde nicht vergessen werden.

Die Teams werden bei solchen Einsätzen oft aus unterschiedlichen Organisationen zusammengestellt. Es ist daher wichtig, dass alle miteinander harmonieren und gut ausgebildet sind.

Ohne dieses Engagement und das Teamwork aller Beteiligten, wäre der Einsatz für uns als Ortsstelle Rankweil um ein Vielfaches schwieriger zu stemmen gewesen!

Neue Hinweise ließen es zu, dass der Suchsektor immer weiter eingegrenzt werden konnte. Leider zu spät.

Oft stellt man sich als RetterIn die Frage: "Hätte ich mehr tun können?"... "Haben wir Fehler gemacht?" ... "Wären wir ein größeres Risiko eingegangen, hätten wir die Person noch rechtzeitig gefunden?"...

Wir analysieren unsere Einsätze und passen unsere Strategien laufend an, um uns zu verbessern... um noch schneller helfen zu können...

Wir bedanken uns auf diesem Weg bei allen, die uns bei der Einsatzabwicklung unterstützt haben. Es war ein langer, intensiver und gefährlicher Einsatz. Er hat uns viel abverlangt!

Trotz des tragischen Endes, welches wir zu tiefst bedauern, hoffen wir dazu beigetragen zu haben, dass Familie, Freunde und Bekannte, einen Abschluss finden können. Das ist auch für uns als RetterInnen wichtig.

 

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